Яна Богданова. Wollen wir die Kindheit spielen? (Bogdanova Jana)

Яна Богданова 10Die handelnden Personen:

der G r e i s
die G r e i s i n

1

G r e i s i n. Na, wozu schädigst du denn?

G r e i s. Schädige ich denn?

G r e i s i n. Und nicht?

G r e i s. Na, vielleicht. Der Teufel nur versteht dich.

G r e i s i n. Warum der Teufel? Es ist Zeit, an den Gott zu denken.

G r e i s. Dann denke nach, bevor es zu spät ist, wie du dein Leben gelebt hast.

G r e i s i n. Deine Ratschläge machen das Kraut nicht fett. Schweige lieber still.

G r e i s. Ich schweige und kämme mich.

G r e i s i n. Eben, eben. So viele Jahre habe ich gesagt, wirf deine Haare nicht im Zimmer herum!

G r e i s. Warum denn?

G r e i s i n. Darum!

G r e i s. Stören sie denn dir irgendwie?

G r e i s i n. Hätten sie mir nicht gestört, hätte ich nicht gesagt. Was ist das für eine  üble Gewohnheit, die Haare auszukämmen und auf den Boden zu werfen. Dünn sind sie doch! Sie verstopfen die Spalten und drauf sammelt sich doch der Staub an. Es ist schon genug, dass man im Zimmer von deinem Tabak nicht richtig einatmen kann.
G r e i s. Dumme Gans bist du, Weib! Nicht umsonst hat mein Vater gesagt, dass du eine Hexe bist!

G r e i s i n. Hast du aber gefunden, an wen dich zu erinnern! Der war doch ein Schelm. Hat jede Schürze gejagt. Na und, dass ich weissagen kann. Mutter hat mich gelernt, den anderen die Schiksale zu enträtseln. Das eigene Schiksal konnte ich aber nie erraten.

G r e i s. Wo ist denn diese Zeit, die man hiterm Horizont nicht sieht!

G r e i s i n. Starrst du an! Alt bist du, und versuchst doch deinen Tod auszuforschen.

G r e i s. Warum bekrittelst du mich immer wieder?  Deine nutzlose Vorwürfe bin ich satt, Alte. Ehrlich, satt.

G r e i s i n. Na und, müde. Wenn du an meinen Rock gefasst hast, warst du nicht müde. Schon gut, schlaf schon. Von dir selbst habe ich die Nase voll.

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G r e i s. Gib mir den Tee.

G r e i s i n. Gib und bring, das ist dein einziges leutseliges Wort!

G r e i s. Ach, meine Freunde gibt es ja schon nicht. Sonst hätten Witjka und ich mit einem Lied deine faule Knochen gerüttelt!

G r e i s i n. Sprich nicht von Witjka. Musst du nicht! Wozu von ihm zu sprechen? Ein Lump war der!

G r e i s. Und womit hat er dir nicht recht getan? Oder hat er dich schlecht geküsst, wenn ich den Dampfer befahren bin?

G r e i s i n. Hast du aber gefunden, woran dich zu erinnern. Seine Küsse waren mir…, die Kinder von Anjka taten mir doch leid.

G r e i s. Den Kindern hast du Obdach gewährt, nicht?

G r e i s i n. Grosgezogen habe ich sie, während du durch alle Meere gereist hast.

G r e i s. Warum bist du dann nicht zu Witjka wohnen gegangen?

G r e i s i n. Bis zu deinen alten Tagen hast du gelebt, und doch dein Gehirn ist nicht größer geworden. Wovon mit dir nur zu sprechen!

G r e i s. Du hattest es aber immer viel zu viel, dein Gehirn.

G r e i s i n. Witjka hat seiner Frau ins Grab geholfen, und ich kannte sie doch seit der Schule.

G r e i s. Wie hat er ihr denn geholfen? Gegraben und in die Erde gelegt?

G r e i s i n. Fast so. Ein schlechter Mensch ist Witjka. Er wird keine Ruhe jenseit finden. So Gott will, sehen wir uns noch. Sehe ich ihn, so bespucke ich ihm das Gesicht. Ich hab’s Anjka versprochen. Sie hat mir einen Brief gelassen.

G r e i s. Was für einen Brief meinst du? Wo hast du es gesehen, dass ein Weib mit einem Kerl nach einem Testament sich legte?

G r e i s i n. Kannst du’s nicht verstehen.

2

G r e i s. Ein Weib bist du oder ein Kerl? Őffne doch die Fenster, fege den Fußboden, so viel Schmutz gibt es! Wir wohnen doch nicht im Schweinestall!

G r e i s i n. Glückst du wieder. Binde dir einen Schal ans Kreuz. Sonst soll ich dich pflegen, wie einen Kleinen.

G r e i s. Och! Wo sind denn meine helle Falken…

G r e i s i n. Unter dem Zaun hast du deine Kinder durch die Gurgel gejagt.

G r e i s. Sei still. Dalbereien sagst du immer. Und das ganze Leben ist es so. Verstehst du nicht – so schweig!

G r e i s i n. Und wie Lenka dich gebeten hat: Vater, Vatti, bleib bei uns. Hungrig sei es. Und du hast ihren kleinen Körper überschritten…wenn du nur überschritten hättest, besoffen warst du und fortgeschleudert hast du sie, wie den letzten Hund. Was hat dir das Kindlein getan?

G r e i s. Das alte Lied heulst du wieder, Lump. Ist es nicht klar? Jung war ich. Gehst du in die Straße aus und die ganze Welt ist vor dir. Strecke nur die Hand, so liegt sie drauf und schmiegt an.

G r e i s i n. Ich verstehe nicht, Alter, wo hast du denn die Welt gesehen? Bin auch ich mit den Schiffen gefahren. Betrittst du das Schiff, und die Welt bleibt sofort hiter dir. Nur die Leere ist herum.

G r e i s. Was kannst du denn verstehen!

G r e i s i n. Ich verstehe, dass du das größte Teil des Lebens in dieser Leere gelebt hast. Wie hohl wurdest du geboren, so als Mogelpackung gehst du jenseit. In der Jugend, wahr ist es, hübsch warst du, Teufel. Aber wo ist sie jetzt, diese Jugend!

G r e i s. Gib mir den Tee!

G r e i s i n. Gebe ich dir nicht!

G r e i s. Was?

G r e i s i n. Das!

G r e i s. Hör zu…ärgere mich nicht!

G r e i s i n. Wie ärgere ich dich? Vom Geburt an bist du schon verärgert! Lachbar ist es, auf dich zu sehen!

G r e i s. Lachbar, sagst du?

G r e i s i n. Taub bist du geworden?

G r e i s. Eine Hexe bist du! Wofür habe ich dich nur liebgelernt?

G r e i s i n. Was?

G r e i s. Das!

G r e i s i n. Ja, Alter! Verfallen bist du schon…wie heißt sie denn, in die volle… in die volle, also, verfallen bist du! Liebgelernt hat er. Wo habe ich denn deine Liebe gesehen?

G r e i s. Gibst du den Tee?

G r e i s i n. Gebe ich nicht!

G r e i s. Gibst du nicht?

G r e i s i n. Gebe ich nicht.

G r e i s. So nehme ich selbst!

G r e i s i n. Beruhige dich. Schone deine Beine. Sitze still!

G r e i s. Dann werde ich sterben.

G r e i s i n. Und stirb!

G r e i s. Werde ich!

G r e i s i n. Hä!

G r e i s . Und du sieh!

G r e i s i n. Worauf denn zu sehen?

G r e i s. Wie ich sterbe.

G r e i s i n. Halt sehe ich.

G r e i s. Und bereite dich vor.

G r e i s i n. Wofür?

G r e i s. Alle sterben wir!

G r e i s i n. Ach, meine Kinderlein! Geflogen seid ihr aus dem Haus, wie die Herbstblätter, und im Frühling habt ihr doch vergessen zu sprießen!

3

G r e i s i n. Warum liegst du und bewegst du dich nicht?

G r e i s. Still.

G r e i s i n. Langweilig ist es mir so. Schon drei Tage schweigen wir.

G r e i s. Sei still.

G r e i s i n. Ich vertrag’ die Stille nicht. Lass doch die Uhren summen.

G r e i s. Schweig doch.

G r e i s i n. Ganz und gar?

G r e i s. Muss meine Gedanken beisammen haben!

G r e i s i n. Soll ich vielleicht den Tee aufbrühen? Welchen? Mit Himbeeren oder Vogelbeeren?

G r e i s. Ich will nichts. Lass mich.

G r e i s i n. Iss doch einen Bonbon. Du magst doch Süßes.

G r e i s. Hängst du dich mir an die Schoße?

G r e i s i n. Wie hänge ich mich an die Schoße?

G r e i s. So hast du. Wie ein Hund, tupfst du mit der Schnauze. Redest und redest, und gönnst keine Ruhe!

G r e i s i n. Schweige ich. Hörst du? Es springen unsere Kinder umher.

G r e i s. Ich will nichts hören!

G r e i s i n. Auf den Fotos sind kleine Lenchen und Aljoschka.

G r e i s. Lass mich, Alte, gönn mir die Ruhe.

G r e i s i n. Hast du nicht zu früh für deine Sünden die Ruhe gewollt?

G r e i s. Ich höre dieses dumme Zeug nicht.

G r e i s i n. Hörst du oder hörst du nicht, aber wirst du hungrig…

G r e i s. Ich bringe dich um! Schon längst müsste ich.

G r e i s i n. Es ist zu spät.

G r e i s. Es ist nie zu spät.

G r e i s i n. So sage auch ich. Sind wir zusammen, so müssen wir unser Jahrhundert ruhig bis zum Ende erleben.

G r e i s. Welches Jahrhundert hast du angetreten zu erleben?

G r e i s i n. Ich spreche nur so.

G r e i s. Immer sprichst du nur so.

G r e i s i n. Dummköpfe sind wir…

G r e i s. Ein gutes Weib warst du, aber ein böckiges.

G r e i s i n. Wieso bin ich denn böckig?

G r e i s. Dulden konntest du nicht.

G r e i s i n. Man sieht, du hast aber viel geduldet.

G r e i s. So ein Narr bin ich. Űberall habe ich dein Foto mit mir gefahren. Aus jedem Hafen habe ich dir Briefe geschickt.

G r e i s i n. Irgendwie habe ich wenige Briefe von dir gesehen.

G r e i s. Blind bist du das ganze Leben lang.

G r e i s i n. So ist es…

G r e i s. Jedenfalls, Alte, warm bist du doch, wenn auch alt!

4

G r e i s i n. Wollen wir spielen? Als ob du sterben müsstest, und der Tod ist zu dir in meiner Person gekommen. Und für dich ist es leichter, doch in heimischer Person.

G r e i s. Ach was! Nur nicht in deiner. Da platzt mir schon der Kragen, deine Schnauze anzusehen.

G r e i s i n. Warum denn nicht? Ist der Tod trocken oder fett – ist es nicht egal? Wäre er nur “heimisch”.

G r e i s. Gibst du mir den Tee, endlich?

G r e i s i n. Ich, wie der Tod, muss dich nicht bedienen.

G r e i s. Man muss nicht bedienen. Gib mir nur den Krug!

G r e i s i n. Hier, nimm!

G r e i s. Es heißt, also, dass ich mit meinem Tod zusammen genau vierzig Jahre lang gelebt habe! Ein lustiges Bild ist es!

G r e i s i n. Hast du denn schlecht gelebt?

G r e i s. Ich mag den Körper nicht. Ungehorsam ist er geworden. Die Beine, zum Beispiel? Ich sage geradeaus, und sie ziehen mich nach unten her. Wo gibt’s denn so was?

G r e i s i n. Erinnerst du dich, wie wir einander kennengelernt haben?

G r e i s. Ja, zusammen sind wir nach Stachelbeeren gelaufen. Ich habe dich aus der Schule heimbegleitet, aber, wenn ich die Jungs gesehen habe, habe ich dich ans Haar gereißt und bin weggelaufen. So dumm.

G r e i s i n. Erinnerst du dich, wonach du gesucht hast?

G r e i s. Wonach gesucht?

G r e i s i n. Also, nach dem Wichtigsten.

G r e i s. Was?

G r e i s i n. Der Dumme. Also, danach ist… das Meer, die Leere, die Ewigkeit…

G r e i s. Hum…

G r e i s i n. Na, erinnere dich, du, alter Knacker!

G r e i s. Etwas ungewöhnliches?

G r e i s i n. Schrecklich!

G r e i s. Es war etwas… Die Kapitänmütze! Ich habe sie im Gebüsch gefunden, in meinem Hof. Mich schüttelte vor Freude, als ob ich besoffen war. Ich habe sie irgendwohin reingetan, unter trockene Zweige, damit niemand sie finden konnte.

G r e i s i n. Und weiter?

G r e i s. Gestohlen hat man sie… uff… diese Schwefelbande!

G r e i s i n. Erzähl weiter. Was? Was gab’s noch Gutes in deinem Leben?

G r e i s. Müde bin ich. Will schlafen.

G r e i s i n. Und so krepierst du, ohne Erinnerungen!

G r e i s. Pfuj, du blöde Kuh. Du wirst noch ein Unheil heraufbringen!

G r e i s i n. Wie viele Jahre lang kann man Angst haben? Als ich Mädchen war, hatte ich Angst, dass mich niemend heiratet, als ich geheiratet habe, hatte ich Angst, dass der Mann besoffen ist und mich nicht will, die Kinder waren geboren, hatte ich Angst, dass die Milch trocknet, alte Tage sind gekommen, so fürchte ich, wegen meiner Zicken früher, als du abzukratzen!

G r e i s. Pfui! Das Ende vom Lied findet man schon nicht.

G r e i s i n. Das Ende ist gleich für alle.

G r e i s. Hörst du, Alte? Flechte dir die Zöpfe! Ich stelle mir den Tod so vor: wohlgestaltet, stark und lächelt zudem!

G r e i s i n. Und die Bildkarten? Wollen wir sie holen!

G r e i s. Die vollen zwanzig Jahre habe ich sie gesammelt.

G r e i s i n. Lieber hättest du das Geld gespart.

G r e i s. Na-na!

G r e i s i n. So ein Schnippchen macht sie! Waljka war damals drei Jahre alt.

G r e i s. Das schöne Papier, Dumme, duldet alles. Alte, wollen wir tanzen?

G r e i s i n. Bist du übergeschnappt?

G r e i s. Tanzen wir nicht wie die anderen?

G r e i s i n. Ich kann nicht chinesisch tanzen.

G r e i s. Wir tanzen auf einem Bein.

G r e i s i n. Und wohin mit dem zweiten Bein?

G r e i s. Wir heben es in die Luft und strecken die Arme aus, als ob wir direkt in den blauen Himmel fliegen.

G r e i s i n. Böckig bist du. Und das ganze Leben lang hast du gezickt.

G r e i s. So eine Natur habe ich… eine trotzige. Verzeih mir, wenn ich dich beleidigt habe. Das war nicht bös gemeint. Solange du lebst, scheint es dir, dass die Zeit nie halten wird. Sie wird immer fließen, ruhig und sanft, und deine Jahre sind ewig. Und so machst du verschiedene Dummheiten, und fühlst doch, dass du auf dieser Welt gelebt hast.

G r e i s i n. Hauptsache ist, dass das Jenseits hell ist. Auf Wiedersehn, Alter.

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